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WEKA (cva) | News | 25.05.2016

Arbeitszeit als psychische Belastung

Schichtdienste haben in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen – fast jeder fünfte Arbeitnehmer in Österreich arbeitet in Turnus-, Schicht- oder Wechseldienst.

Dabei ist der Anteil der erwerbstätigen Frauen mit Turnus-, Schicht- oder Wechseldienst stärker gestiegen als bei Männern (von 15,2 % im Jahr 2003 auf 18,1 % im Jahr 2012). Auch der Anteil bei jüngeren Erwerbstätigen ist deutlich angestiegen (von 14,0 % auf 18,5 %). Besonders häufig findet Schichtarbeit in der Erzeugung von Sachgütern (v.a. im Fahrzeugbau, der Nahrungsmittelerzeugung und der Textilbranche) sowie im Gesundheits- und Sozialwesen statt.

Auswirkungen auf die Gesundheit

Schichtarbeit, insbesondere unter Einbeziehung der Nachtarbeit, stellt für die Beschäftigten eine zusätzliche psychische Belastung dar. Eine Erhebung gesundheitlicher Beschwerden in Deutschland zeigt, dass Schichtarbeiter mit Nachtarbeit am häufigsten über psychovegetative Beeinträchtigungen klagen, aber auch Schichtarbeiter ohne Nachtarbeit und Arbeitnehmer mit versetzter Arbeitszeit sind betroffen.

Handlungsmöglichkeiten und mögliche Gestaltungsansätze 

Nacht- und Schichtarbeit sollte deshalb in Arbeitsbereichen, in denen sie nicht unbedingt erforderlich ist, möglichst auch nicht eingesetzt werden. Wenn Nacht- und Schichtarbeit notwendig sind (z. B. in der Gesundheitsversorgung und der öffentlichen Sicherheit), sollten unbedingt Erkenntnisse der Arbeitswissenschaft, der Chronobiologie und Psychoneuroimmunologie bei der Gestaltung der Nacht- und Schichtarbeit berücksichtigt werden.

So fordern Chronobiologen bereits seit Längerem individuelle Schichtpläne, die den jeweiligen Chronotyp berücksichtigen, um die Gesundheit von Schichtarbeitern nicht dauerhaft zu gefährden. So könnte der Chronotyp – Frühaufsteher („Lerchen“) oder Spätaufsteher („Eulen“) – bei der Schichtplangestaltung individuell berücksichtigt werden. Nachtschichten werden von „Eulen“ als deutlich weniger belastend wahrgenommen als von „Lerchen“. Trotzdem ist Dauernachtschicht auch für „Eulen“ keine akzeptable Lösung.

Schichtplangestaltung

Bei der Schichtplanung sind die arbeitswissenschaftlichen Empfehlungen, betriebliche Notwendigkeiten sowie die Präferenzen der Belegschaft miteinander zu vereinen.

Folgende Gestaltungsmerkmale sollten unbedingt beachtet werden:

  • nicht mehr als drei aufeinanderfolgende Nachtschichten,
  • Schichten sollten zeitlich vorwärts rotierend sein,
  • nicht mehr als fünf Schichten nacheinander, um eine Massierung der Arbeitszeit zu vermeiden,
  • die Freizeitphasen sollten im Block geplant sein und nicht in Einzeltagen,
  • absolute Einhaltung der Ruhezeiten zwischen zwei Schichten,
  • ungünstige Schichtfolgen sollten vermieden werden, wie etwa rückwärtsrotierende Schichtpläne oder Schichtfolge Nacht-frei-Frühschicht,
  • Frühschicht- und Nachtschichtbeginn: Frühschichten sollten, wenn möglich statt um 6.00 um 7.00 Uhr beginnen, Nachtschichten möglichst früh enden,
  • Arbeitsbelastung anpassen,
  • gleichmäßige Verteilung der Wochenarbeitszeiten,
  • planbare und vorhersehbare Schichtpläne erstellen.

Weitere Maßnahmen sind:

  • Gesundheitsförderung (Ernährung, Bewegung, psychische und soziale Gesundheit),
  • arbeitsmedizinische Untersuchungen,
  • Information und Aufklärung.

Quellen

Überblick über Arbeitsbedingungen in Österreich (Follow-up-Studie)

Stressreport Deutschland 2012

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