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Irene Kloimüller | News | 19.03.2015

Eingliederungsmanagement als wichtige Säule im Betrieblichen Gesundheitsmanagement

Die Eingliederung von Menschen mit gesundheitlichen Problematiken in den Betrieb stellt eine wichtige Säule im Gesundheitsmanagement dar. Gastautorin Dr.in Irene Kloimüller, Leiterin des Programms fit2work, stellt das Förderprogramm für Betriebe vor.

Die Ausgangslage in Österreich

In Österreich ist im Gegensatz zu Deutschland Eingliederung bzw Wiedereingliederung von Menschen nach Krankenstand oder nach Erkrankungen zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber zunehmend gelebte Praxis. Diese Praxis wird auch unterstützt durch die fit2work Betriebsberatung, die auf dem Arbeits- und Gesundheitsgesetz (AGG, 2011) basiert. Dieses Förderprogramm des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales begleitet Betriebe dabei, sich präventiv und nachsorgend um MitarbeiterInnen mit gesundheitlichen Problemen bzw Gefährdungen zu kümmern. fit2work unterstützt Organisationen und Betriebe bei Mitarbeitenden, die aufgrund psychischer oder physischer Gesundheit gefährdet sind ihre Arbeitsfähigkeit und damit auch unter Umständen ihren Arbeitsplatz zu verlieren, die Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen oder zu stabilisieren und sie trotz gesundheitlicher Problematiken (wieder) gut in den Arbeitsprozess zu integrieren.

Dies geschieht durch eine Kombination von individuellen aber auch strukturellen/organisatorischen Maßnahmen.

Synergien schaffen durch den Aufbau von einem ganzheitlichen Gesundheitsmanagement

In Österreich ist der ArbeitnehmerInnenschutz recht streng geregelt und stellt die zentrale Säule im Gesundheitsmanagement dar. In den letzten 10 bis 15 Jahren hat sich zusätzlich Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) als zweite Säule etabliert. Die Eingliederung von Menschen mit gesundheitlichen Problematiken (Eingliederung, oder Integrationsmanagement) stellt nun die dritte Säule neben den beiden anderen dar (siehe Abbildung).

Die_3_Saulen_im_Betrieblichen_Gesundheitsmanagement

Die 3 Säulen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (© Irene Kloimüller, Renate Czeskleba)

Idealerweise werden die Aktivitäten aller dreier Bereiche gemeinsam gesteuert und auch einheitliche Instrumente eingesetzt, die wichtige Informationen für diese liefern. Im Fall von fit2work ist das der Arbeitsbewältigungs Index Plus™, der als Screening und Evaluierungsinstrument in der BGF genauso wie im ArbeitnehmerInnenschutz und Eingliederungsmanagement eingesetzt wird.

Das „Haus“ des Betrieblichen Gesundheitsmanagements

Im „Haus“ des Betrieblichen Gesundheitsmanagements ist der gesamte Prozess von Krankheit bis Gesundheit dargestellt. Eingliederungsmanagement hat seine Schwerpunkte im Bereich der Tertiärprävention (Wiederherstellung bzw Vermeidung von Chronifizierung von Erkrankungen) und Sekundärprävention (Frühwarnzeichen von gesundheitlichen Gefährdungen wahrnehmen), der ArbeitnehmerInnenschutz im Bereich der Primärprävention (Gefährdungen vermeiden) und BGF in der Gesundheitspotenzial-Stärkung (Salutogenese). Die Übergänge von Gesundheitsförderung bis zur Wiedereingliederung sind fließend und in der betrieblichen Praxis wird – ausgehend von einem Thema oder einem Fall – oft in allen drei Säulen gesetzt. Dies soll an Hand des folgenden Beispiels erklärt werden:

Beispiel aus der Praxis:

Ein Mitarbeiter im Burnout wird im Rahmen des Betrieblichen Eingliederungsmanagements im Betrieb betreut. Es werden individuelle Fördermaßnahmen, temporäre Arbeitszeitverkürzung und die Herausnahme besonders belastender Teil-Tätigkeiten aus seinem Job-Profil vereinbart.

Auf Grund des Falls wird eine anlassbezogene Evaluierung psychischer Fehlbelastungen (ArbeitnehmerInnenschutz) in seinem Arbeitsbereich auch mit anderen KollegInnen durchgeführt und es werden Fehlbelastungen im Bereich Menge von Tätigkeiten und mangelndem Feedback zur Arbeit festgestellt. Ein gezielter Maßnahmenplan zur gerechteren Verteilung der Arbeit wird mit der Steuergruppe erarbeitet. Mit der operativen Führungskraft wird auch über Feedback gesprochen.

Der auslösende Fall führt dazu, dass im Rahmen des Gesundheitsförderungsprojektes mit den Themen Wertschätzung und „Anerkennender Erfahrungsaustausch“ unterstützende Schwerpunkte für das nächste Jahr gesetzt werden.

Innerbetriebliches Fallmanagement

Im Zentrum der Aufmerksamkeit des Eingliederungsmanagements stehen die Fälle. Je nach Ansatz in der Organisation können das MitarbeiterInnen sein, die gefährdet, aber noch gar nicht im Krankenstand sind (Unterschied zu Deutschland), oder KollegInnen im oder nach der Rückkehr aus dem Krankenstand. Deswegen sprechen wir in Österreich auch oft von Integrations- und nicht Eingliederungsmanagement.

Der Eingliederungsprozess für den/die Betroffene/n selber ist ein maßgeschneideter Prozess, zu dessen Gelingen Betrieb und Betroffene beide beitragen.

Innerhalb der Organisation werden im Rahmen von fit2work Betriebsberatung kompetente Integrations-Team, welche die Eingliederung von MitarbeiterInnen mit gesundheitlichen Problemen bzw nach dem Krankenstand begleiten, aufgebaut. Auch Führungskräfte werden im Betrieb sensibilisiert und geschult im Umgang mit gefährdeten bzw erkrankten MitarbeiterInnen.

Fazit

Wichtig ist, dass Eingliederungsmanagement immer ein Auslöser von Unterstützungs-Angeboten und nicht von Restriktionen ist! Nur so werden Mitarbeitende bereit sein sich hier zu öffnen und beraten zu lassen.

Ziel von Eingliederung ist jedenfalls der Erhalt von Arbeits- und damit Beschäftigungsfähigkeit und damit des Arbeitsplatzes und keinesfalls die Aussteuerung (das heißt Ausgliederung) aus dem Betrieb.

Autorin

Drin Irene Kloimüller MBA

Studium der Medizin, Psychotherapeutin in Existenzanalyse und Logotherapie; MBA in Health Care Management. In der Unternehmens- und Organisationsberatung seit 1995 tätig; Schwerpunkt Generationen- und Arbeitsfähigkeitsmanagement. Mitglied des Coaching Pools für Führungskräfte der Wirtschaftsuniversität Wien, des Wiener Frauen Gesundheitsbeirates, des Nestor Gold Assessierungs-Beirates des BMASK und der Top Speaker Plattform.

Derzeit Programmleiterin von fit2work- Betriebsberatung nach dem Arbeits- und Gesundheitsgesetz.

Lektorin an: Fachhochschule des BFI Wien, Studium für Arbeitsgestaltung und Human Resources, Akademie für Arbeitsmedizin, Med Uni Wien/Master of Public Health und dem NIVA (Nordic Institute for Advanced Training in Occupational Health).Co-Leiterin des Studienlehrgangs „Arbeitsfähigkeits- und Eingliederungsmanagement“ an der Medizinischen Universität Wien.

Kontakt

Dr.in Irene Kloimüller MBA
Kloimüller Co KG/Wert:Arbeit

Logo_Wertarbeit

FN219185g

Mobil: +43 699 104 00 755
Am Heumarkt 3/I/17
1030 Wien
mail: i.kloimueller@wertarbeit.at
www.wertarbeit.at; www.abiplus.net
www.fit2work.at

Autorin_Kloimuller