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Josef Schaffer | News | 14.01.2015

Manipulationen an Maschinen verhindern

DI Josef Schaffer erläutert in seinem Beitrag, wieso es überhaupt zu vermehrten Manipulationen an Maschinen kommt und sucht nach Möglichkeiten zur Verhinderung von solchen Manipulationen, insbesondere an Sicherheits- und Schutzeinrichtungen.

Maschinensicherheit ist mittlerweile ein sehr großes Thema, dies aber nicht nur im Zuge von Anschaffungen, Reparaturen oder Instandhaltungsarbeiten. Im laufenden Betrieb werden immer öfter Manipulationen an Sicherheits- oder Schutzeinrichtungen durchgeführt.

Wie kommt es dazu?

  • Immer mehr Sicherheits- und Schutzeinrichtungen: Denken Sie nur ein bis zwei Jahrzehnte zurück –-> nur ein Bruchteil der Schutzeinrichtungen waren vorhanden.
  • Immer weiter weg von den Gefahrenstellen: Viele Anlagen werden mittlerweile mit Umzäunungen gefertigt und geliefert. Dabei liegen dann oft bereits Kontroll-, Nachfüll- oder Wartungsbereich innerhalb der Schutzzäune.
  • Die immer höher werdenden Qualitätsansprüche führen zu permanenten Nachstell- oder Justiertätigkeiten. Die Prozesssicherheiten der Anlagen werden geringer.

Wie reagieren die betroffenen ArbeitnehmerInnen?

Der Beginn möglicher Manipulationen liegt zumeist bei den Maschinenbedienern, welche nicht ständig in der Erfüllung der Vorgabeteile behindert werden wollen. Ganz schlimm ist es, wenn es bei der Anlage bei jedem Stopp eine „NOTAUS-Schaltung“ gibt. D.h. in weiterer Folge: neu justieren, zurückfahren in die Ausgangsstellung, Anlaufen, etc – wie sollen da die Vorgabezeiten eingehalten werden?

Sollten die MitarbeiterInnen selbst keine Möglichkeiten finden, werden die Einsteller „genervt“. Auf dieser Ebene gibt es zumeist so viel Wissen oder auch Möglichkeiten (Programmierkenntnisse, Überbrückungsschalter, Einsteller-Schlüssel, o.Ä.), damit mit einem höheren Sicherheitsrisiko die Vorgaben (Zeiten, Teile, etc) eingehalten werden können.

Oft sind die Abteilungsleiter, Produktionsleiter oder die Geschäftsführung nicht in der Lage, mögliche Manipulationen gesichert zu erkennen oder immer auszuschließen. Daher ist es doppelt schwierig solche Manipulationen zu verhindern. Denn eines ist sicher – bei einem Unfall oder einer Verletzung sind im Falle einer Verwaltungsstrafe oder einer strafrechtlichen Verfolgung die Vorgesetzten die ersten „Belangten“, die vor dem Richter stehen.

Möglichkeiten der Verhinderung von Manipulationen

  1. Planung und Entwicklung: Bereits bei der Anschaffung einer neuen Anlage sollten die Sicherheits- und Schutzeinrichtungen dahingehend geplant werden, dass diese möglichst selten außer Kraft gesetzt werden müssen.
    D.h. keine Nachfüllstationen, Wartungsstellen etc innerhalb der Sicherheitszonen (Umzäunungen, o.Ä.)
  2. Sicherheitskonzept: Öfter notwendige Tätigkeiten innerhalb der Gefahrenbereiche sollten nicht immer zwangsläufig zu einer „NOTAUS-Schaltung“ der Anlage führen.
    Oft reicht es auch, dass alle beweglichen bzw gefährlichen Teile im betroffenen Bereich abgeschaltet oder die Medienversorgung unterbrochen wird. Dadurch kann bei einem Stillstand die Maschine gleich wieder „weitergefahren“ werden.
  3. Schulung und Unterweisung: Zu oft werden die betroffenen MitarbeiterInnen zu wenig über die Folgen von möglichen Manipulationen unterwiesen. Zusätzlich ist auch die Verantwortung zB der Einsteller, Team- und Abteilungsleiter klar anzusprechen.
  4. Vorbildwirkung: Sollten Vorgesetzte von derartigen Manipulationen Kenntnis erlangen, sind diese sofort „abzustellen“, ansonsten verlieren die Anordnungsbefugten die zugestandene Kompetenz, wenn es um Fragen der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes geht.
  5. Prozesssicherheit: Anlagen, welche ohne bzw mit sehr wenig Eingriff durch die MitarbeiterInnen laufen, schaffen keine Notwendigkeit Sicherheits- oder Schutzeinrichtungen zu manipulieren – die Anlage läuft ja eh
  6. Kontrolle – Kontrolle – Kontrolle: Alle Beteiligten (Einsteller, Team- und Abteilungsleiter, Geschäftsführung, Sicherheitsfachkräfte, etc) haben in unregelmäßigen Abständen die Anlagen auf mögliche Manipulationen hin zu kontrollieren.
  7. Maßnahmen: Abschließend ist es besonders wichtig, dass bei Fehlern an den Anlagen diese möglichst rasch und „endgültig“ instandgesetzt oder repariert werden. Dies beinhaltet natürlich auch die Prozesssicherheit, obwohl während der laufenden Arbeit oft wenig Zeit für größere Reparaturen oder gar Umbauten vorhanden ist.

Manipulationen an Maschinen und Anlagen – stellen Sie sicher, dass es in Ihrem Betrieb kein Kavaliersdelikt ist.