02.09.2020 | Arbeitssicherheit & Brandschutz | ID: 1044358

Arbeitsmedizin: Neue Studienergebnisse zur Schichtarbeit

WEKA (cva)

Kürzere Tage und die Zeitumstellung beeinträchtigen im Herbst viele Arbeitnehmer. Diese vorübergehende Einschränkung gibt uns einen kleinen Einblick in die Belastung, der Schichtarbeiter dauerhaft ausgesetzt sind!

Jeder fünfte unselbstständig Erwerbstätige in Österreich arbeitet im Schichtdienst. Welche gesundheitlichen Auswirkungen die Schichtarbeit hat, haben zwei neue Studien aus Deutschland untersucht.

Lichtexposition bei Schichtarbeit

Die Wissenschaftler vom Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) führten bei Beschäftigten in der Pflege über 24 Stunden personenbezogene Lichtmessungen durch. Dafür trugen die Teilnehmerinnen der Studie Lichtmessgeräte, mit denen die Lichtexpositionen in verschiedenen Spektralbereichen – hierunter auch das Blaulicht – alle 10 Sekunden aufgezeichnet wurden. So konnten die Wissenschaftler ein engmaschiges Lichtprofil im gesamten Tagesverlauf erstellen und bestimmte Zeitabschnitte gezielt untersuchten.

Die Ergebnisse zeigen: Wer nachts arbeitet, ist – wie zu erwarten – deutlich mehr Licht mit einem hohen Blauanteil ausgesetzt als Kollegen, die tagsüber tätig sind. Doch das 24-Stunden-Blaulichtprofil verschiebt sich bei Nachtschichtarbeit nicht nur zeitlich, sondern das gesamte Lichtprofil hat auch eine ganz andere Form. Denn längere Phasen der Dunkelheit gibt es für Nachtschichtarbeitende kaum. Auch wenn sie sich nach einer anstrengenden Nachtschicht zuhause schlafen legen, schlafen sie in einer deutlich helleren Umgebung.

Dunkelheit ist jedoch für die Synchronisation der inneren Uhren wichtig und sorgt für eine gute Schlafqualität. Mit Blick auf die tägliche Praxis könnte dies bedeuten, dass es sinnvoll ist, den Schlafraum beim Tagschlaf noch stärker abzudunkeln.

Aufmerksamkeit und Reaktionszeiten nach Nachtschichten

Nachtarbeit verringert deutlich die Reaktionszeiten bei den betroffenen Beschäftigten. Zu diesem Ergebnis kommt eine weitere Studie über die gesundheitlichen Auswirkungen von Schichtarbeit bei Beschäftigten im Pflegedienst. Auch diese Studie wurde vom Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV durchgeführt. Die Forscher untersuchten insbesondere die Auswirkungen von Nachtarbeit auf die Aufmerksamkeit mittels des „Psychomotorischen Vigilanz Test“ (PVT).

Beschäftigte in Nachtarbeit, die ihren Schlafzyklus an die Arbeitszeiten anpassen müssen, leiden während der Arbeit häufig unter Schläfrigkeit. Sie sind deshalb einem erhöhten Risiko für Arbeits- und Wegeunfälle auf dem Weg nach Hause ausgesetzt.

Über mehrere aufeinanderfolgende Tag- bzw Nachtschichten wurde die psychomotorische Vigilanz bei 74 weiblichen Beschäftigten im Pflegedienst eines Klinikums verglichen.

Nach der Nachtschicht konnte eine deutlich verlängerte mittlere Reaktionszeit, aber auch eine höhere Zahl von Auslassungsfehlern beobachtet werden. Eine schlechtere Testleistung wurde vor allem bei älteren Probandinnen, Frauen mit einer spät getakteten inneren Uhr (sogenannten „Eulen“) und Frauen mit häufigen Atemaussetzern während des Schlafs (Schlaf-Apnoe-Syndrom) beobachtet.

Überraschend war für die Wissenschaftler, dass sich die Fehlerwerte und Reaktionszeiten schon ab der zweiten Nachtschicht verbesserten und sich der Testleistung nach einer Tagschicht annäherten. Obwohl die Forscher einen Trainingseffekt nicht ausschließen können, scheint es so zu sein, dass unregelmäßige oder schnell wechselnde Schichtpläne vermieden werden sollten.

Als einfache Präventionsmaßnahmen zur Verbesserung der Aufmerksamkeit schlagen die Forscher folgende Maßnahmen vor:

  • erlaubte Kurzschlafperioden während der Nachtschicht,
  • eine ausreichende Erholungszeit zwischen einzelnen Nachtschichten,
  • kürzere Nachtschichten und
  • ein Wechsel der Beleuchtung am Arbeitsplatz.

Die Wirksamkeit solcher Maßnahmen muss jedoch noch wissenschaftlich untersucht werden.

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