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Josef Schaffer | News | 09.06.2011

Heben und Tragen – die Mär von der zweiten Person

DI Josef Schaffer erläutert in seinem Beitrag das Thema Heben und Tragen im Produktionsbereich und im Lager und Versand. Die vielgerühmte zweite Person ist dabei oft die vorgeschlagene Lösung.

Wie bereits beim letzten Newsletter angesprochen, ist das Thema Ergonomie und dabei speziell Heben und Tragen ein oft unterschätzter Aspekt, dies zumeist nicht nur von Arbeitgebern sondern auch von den ArbeitnehmerInnen. Jeder will ein „Herkules“ sein und nicht als Schwächling gelten, denn „früher“ war es ja noch schlimmer.

Händisches Bewegen von Lasten umfasst

  • Heben und Absetzen (Umsetzen), Halten (Abstützen) und Tragen
  • Schieben und Ziehen (inklusive Manövrieren)
  • Betätigen (Bewegen), zB von Stellteilen

Im ASchG ist festgelegt, dass, wenn die Vermeidung manueller Lasthandhabung zB durch Automatisierung nicht möglich ist, die Belastung der ArbeitnehmerInnen durch zur Verfügung stellen von Lasthandhabungsmitteln (Fördermittel, Traghaken, Gurte, ...) oder durch organisatorische Maßnahmen (hier ist die zweite Person gemeint) auf ein gesundheitsgerechtes Ausmaß verringert werden muss.

Organisatorische Maßnahmen – ist das die Lösung?

Im laufenden Betrieb wird unter den organisatorischen Maßnahmen zumeist entweder die Reduktion der Dauer (Abwechseln) oder eben die Durchführung der Tätigkeit mit zwei Personen verstanden. Geht es dann um entsprechende Hebehilfen, fehlt entweder das Geld oder es gibt keine Standardlösung.
Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass die Größe oder das Gewicht der Teile eine Folge der Kunden- und Lieferantenbeziehungen sind. Es wird ihnen dabei schon aufgefallen sein, dass Kunden oft bereits entsprechende Umstellungen durchgeführt haben oder verlangen. Die Packgrößen und –gewichte wurden reduziert, eigene Verpackungen entwickelt, etc

Kommunikation und Zusammenarbeit über Firmengrenzen hinweg

Bleiben Sie nicht im eigenen Betrieb „hängen“. Suchen Sie erstmals Kontakt zu den Präventivfachkräften (innerhalb der EU gibt es diese in jedem Land) zum Lieferanten oder Kunden. Schildern Sie die Probleme und versuchen Sie gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten. Sie werden nicht immer auf Verständnis stoßen, aber des Öfteren erstaunt sein, wie gut das funktioniert.
Neben den Vorteilen für die ArbeitnehmerInnen werden Sie sehen, dass dies auch zu Verbesserung der Beziehungen beiträgt.

Scheuen Sie sich nicht – blicken Sie über den Rand des eigenen Betriebes – auch bei Lieferanten und Kunden gibt es Verbündete!