17.04.2024 | Arbeitssicherheit & Brandschutz | ID: 1171111

Schneller evakuieren mit dynamischer und adaptiver Fluchtweglenkung

Ivo Lagler

Nicht in jeder Notsituation ist der kürzeste Fluchtweg auch der beste. Gerade in großen Gebäuden kann eine dynamische oder adaptive Fluchtweglenkung im Ernstfall Leben retten.

In Deutschland wurde mit Ausgabedatum Dezember 2023 die DIN 14036 "Dynamische und Adaptive Fluchtweglenkung - Planung und Umsetzung von richtungsvariablen Konzepten" ins Leben gerufen. Diese Norm beschreibt dazu Konzepte, bei denen unterschiedliche technische Systeme sowie Produkte sicher zusammenwirken, um im Gefahrenfall nutzbare Flucht- und Rettungswege zu identifizieren und anzuzeigen.

Denn wenn gerade in einem Fluchtweg eine Gefahrensituation entsteht, können mit einem Sicherheitsleitsystem Personenströme effektiv gelenkt werden. Mit den aus den entsprechenden Systemen übermittelten Informationen erfolgt dabei im Gefahrenfall eine richtungsweisende Lenkung auf alternative Flucht- und Rettungswege, um dem Gefahrenherd sicher zu entkommen. Hier wird somit ein Gesamtsystem richtungsvariabel ausgewiesen, sodass es sich konzeptionell um eine individuelle dynamische Fluchtweglenkung von Personenströmen handelt.

In Österreich werden im Gegensatz dazu Simulationsmodelle, speziell bei der Errichtung von größeren Veranstaltungsstätten, datentechnisch durchgespielt, um Massenpaniken und deren Verläufe vorhersagen und entsprechend konzeptionell in Planungen einfließen lassen zu können. Auch befassen sich Gesetze (wie zB die Arbeitsstättenverordnung oder die Kinobetriebsstättenverordnung), bestimmte Technische Richtlinien des vorbeugenden Brandschutzes (TRVBs) sowie die OIB-Richtlinie 2 mit Fluchtweglenkungen inkl. deren Beschilderungen.

Vorteile der dynamischen Fluchtweglenkung

Allgemein gesprochen können Fluchtweglenkungen durch Sicherheitsleitsysteme bei größeren Gebäuden, wie zB Einkaufszentren oder Thermen, durchaus Sinn machen. Speziell wenn es auch darum geht, Gefahrenpotenzialen in Fluchtbereichen – zB durch terroristische Einzelaktionen oder andere situative und kurzfristig eintretende Gefahren – effektiv begegnen zu können. Denn durch massive Personenströme können auch zB für Kinder Gefahren entstehen, weil eine Massenpanik eine eigene Dynamik entwickelt.

Bei kleineren Arbeitsstätten, unter 30 m² und ohne eine natürliche Belichtung durch das Tageslicht, reicht die derzeitig bekannte statische, passive Beschilderung vollkommen aus. Will man bei größeren Arbeitsstätten jedoch eine Optimierung der Selbstrettung im Gefahrenfall realisieren, ist es empfehlenswert, über eine dynamische Fluchtweglenkung nachzudenken.

Dabei wird die Gefahrenmeldeanlage, wie zB die Brandmeldeanlage, mit zusätzlichen Anlagen – wie zB akustische oder optische Signalgeber, Rettungswegkennzeichen oder Sicherheitsbeleuchtung – verknüpft, um so eine Massenpanik zu vermeiden. Damit können größere Personenströme effektiver und ruhiger aus der Gefahrensituation gelenkt werden, da Menschenansammlungen an neuralgischen Punkten auch für Einsatzkräfte eine zusätzliche Gefahrenquelle bedeuten können. Bei dieser Art der Fluchtlenkung hat man die Möglichkeit, am Beginn der Evakuierung eines Gebäudes einmalig die Richtungsweisen der Rettungszeichenleuchten zu verändern, weil diese dann den Zustand beibehalten.

Aktive Fluchtweglenkung

Im situativen Gefahrenfall werden bei der aktiven Fluchtweglenkung die Signalgeber, die den Fluchtweg aufzeigen, unabhängig von der Gefahrenlage eingeschaltet. Das können Rettungszeichen- oder Sicherheitsleuchten im Bereitschaftsbetrieb und/oder gespeicherte Durchsagen einer Sprachalarmierung sein. Die aktive Fluchtweglenkung oder auch klassische Not- und Sicherheitsbeleuchtung ist für alle Gebäude als Grundausstattung, in Abhängigkeit ihrer Geltungsbereiche, vorgeschrieben.

Adaptive Fluchtweglenkung

Will man Flüchtende auf Basis einer kontinuierlichen Fluchtwegüberwachung und unter Berücksichtigung einer möglichen Änderung der Gefahrenlage umlenken, kann man auf die adaptive Fluchtweglenkung zurückgreifen. Diese folgt automatisch einer permanenten Gefahrenentwicklung. Mittels optischer und/oder akustischer Unterstützung bei der Orientierung während der Flucht entsteht ein entscheidender Sicherheits- sowie Zeitgewinn für die Selbstrettung. Eine manuelle Steuerung durch Einsatzkräfte bleibt dabei bestehen. Hier kommen somit digitale Schilder zum Einsatz, die mittels LED-Technologie individuell programmierbar sind und somit eine Ergänzung zur gesetzlich vorgeschriebenen Grundausstattung darstellen.

Da zusätzliche Verkabelungen im Nachhinein immer kostenintensiv sind, empfiehlt es sich, bei Neubauten schon frühzeitig (durch Betreiber, Architekten oder Behörden) darüber nachzudenken, wie Personenströme bei größeren Gebäuden in Gefahrensituationen gelenkt werden sollen. So hat zB die Firma din das System der zusätzlichen Sicherheitsmaßnahme FSU (Fluchtweg Szenarien Umschaltung) auf den Markt gebracht, bei dem Sperrfunktionen der Notbeleuchtung sowie veränderbare Richtungsangaben möglich sind.

Handeln auch Sie daher vorausschauend und gewährleisten Sie mit dieser technischen präventiven Alternative zur statischen Beschilderung eine optimale Sicherheit Ihrer Gebäudenutzer!

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