04.03.2024 | Arbeitssicherheit & Brandschutz | ID: 1161485

Richtiges Verhalten im Brandfall

Ivo Lagler

Eigentlich sollte klar sein, was das richtige Verhalten im Brandfall ist – aber weiß man das auch, wenn die Extremsituation plötzlich da ist? Sicherheitsexperte Ivo Lagler erklärt, welche Eselbrücke hilft und warum es manchmal gut ist, zu schreien.

Für jeden Betrieb ist eine Brandschutzordnung zu erstellen, in der auch das richtige Verhalten im Brandfall niedergeschrieben sein muss. Diese Brandschutzordnung ist vom zuständigen Brandschutzbeauftragten auszuarbeiten und hat die örtlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen. Die Brandschutzordnung ist auch jedem Mitarbeiter nachweislich zur Kenntnis zu bringen und sollte einmal im Jahr in Form einer Brandschutzunterweisung in Erinnerung gerufen werden.

Ziel einer Brandschutzordnung ist das Verhindern von Personenschäden im Brandfall, denn Sachschäden sind versicherbar, Personenschäden jedoch nicht. Und da man nur ein Leben hat, sollte jeder Mitarbeiter – und besonders auch das Unternehmen – sehr daran interessiert sein, dass sich im Brandfall alle richtig verhalten. Denn im Schadenfall haftet der Geschäftsführer des Unternehmens für ein Organisationsverschulden, weil zB kein Brandschutzbeauftragter bestellt wurde und es wider Erwarten doch zu einem Brandfall im Unternehmen gekommen ist.

Richtige Abfolge im Brandfall

Um die richtige Abfolge im Brandfall und damit das Verhalten im Brandfall effektiv durchzuführen, kann man sich eine gedankliche Eselsbrücke mit dem „Herrn Karl“ bauen und bei Schulungen immer wiederholen.

Die folgende korrekte Abfolge ist im Brandfall durchzuführen:

1. Keine Panik

Als Erstes sollte man das K für „einen kühlen Kopf bewahren“ anwenden und keine Panik verbreiten. Denn ein Brandausbruch ist immer mit Emotionen verbunden, die ein rationales Denken oft verhindern. Daher ist es wichtig, diese Eselsbrücke mit dem „Herrn Karl“ so oft wie möglich zu wiederholen, damit sich das im Gedächtnis festsetzt.

Am besten nimmt man sich im Anlassfall eine bis zwei Sekunden Zeit, nimmt Abstand zum entstehenden Brandherd ein und überlegt rationell, was zu tun ist. Dies ist zwar schwer; aber wenn man diesen Schritt als Erstes setzt, kommen die nächsten Schritte fast wie von selbst.

2. Alarmieren

Hat man einen kühlen Kopf, schreit man so laut wie man nur kann, „Feuer!“, um alle Personen im Umfeld auf diese Gefahrensituation aufmerksam zu machen. Diesen Schrei wiederholt man so lange, bis andere Personen darauf aufmerksam werden und damit die Möglichkeit besteht, durch andere Objektnutzer zB den nächstgelegenen Druckknopfmelder betätigen zu lassen oder mittels Telefons die Feuerwehr zu verständigen.

3. Retten

Sind alle im Umfeld anwesenden Personen über die drohende Gefahr im Bilde, heißt es, sich selbst und alle anderen in den nächstgelegenen Brandabschnitt bzw sich ruhig und geordnet über den Fluchtweg zum Sammelplatz zu begeben. Dabei ist es wichtig, durch Brandschutzwarte oder Evakuierungsverantwortliche zu gewährleisten, dass sich wirklich alle aus dem Gefahrenbereich zurückziehen; dh, dass auch jene, die gerade am WC sind, oder eingeschränkte Objektnutzer wie Rollstuhlfahrer etc. nicht vergessen werden.

Und da die persönliche Sicherheit das höchste Gut ist, sollte hier kein Risiko eingegangen werden. Hier hilft es enorm, wenn die jährlich gesetzlich vorgeschriebene Räumungsübung gemäß § 45 AStV (Arbeitsstättenverordnung) auch tatsächlich umgesetzt wird. Denn dabei können beauftragte Personen im Objekt Erfahrung mit den örtlichen Gegebenheiten sammeln und entsprechend verbessern.

4. Löschen

Hat man Erfahrungen im Umgang mit der Ersten und Erweiterten Löschhilfe, sprich mit Feuerlöschern sowie Wandhydranten, und traut es sich zu, Entstehungsbrände aktiv zu bekämpfen, dann steht es diesen Personen frei, einen Löschangriff zu versuchen.

Hier ist jedoch auf den entsprechenden Eigenschutz zu achten, denn den Helden zu spielen ist keine gute Idee. Und die Handhabung ist ebenfalls regelmäßig zu üben: Einmal im Jahr sollte eine Feuerlöschübung durchgeführt werden, um die richtige Abfolge des Aktivierens eines Feuerlöschers zu trainieren.

Nimmt der Entstehungsbrand Ausmaße an, die mittels Feuerlöscher nicht zu bewältigen sind, sollte man schleunigst die Flucht über den entsprechenden Fluchtweg antreten, bevor der Rauch des Brandes die Sicht beeinträchtigt. Man kann natürlich auch versuchen, mit einer anderen Person und damit mehreren Feuerlöschern gemeinsam den Brandherd zu bekämpfen. Dies ist jedoch ebenfalls einmal pro Jahr zu trainieren.

So lässt sich mit der richtigen Technik ein Entstehungsbrand sehr rasch und mit wenig Löschmittel, sprich Wasser oder Schaum, eindämmen. Und damit läuft auch das Verhalten im Brandfall korrekt ab, sodass niemand zu Schaden kommt.

Fehler, die passieren

Durch die Emotion, die ein Entstehungsbrand in der Regel verursacht, kommt es immer wieder zu einer falschen Abfolge der beschriebenen Schritte, sodass dadurch wertvolle Zeit vergeht, die dem Entstehungsbrand hilft, größer zu werden.
So verfallen immer wieder Personen, die einen Entstehungsbrand entdecken, kurz in Panik und rennen dann wie ein aufgescheuchtes Hendel herum und wissen nicht, was sie tun sollen. Derartige Handlungen verleiten dann auch andere dazu, in Panik zu verfallen, sodass ein Chaos entsteht, das nicht notwendig ist.

Hier hilft es, drei Schritte vom Brandherd entfernt eine bis zwei Sekunden zu verweilen und sich in Erinnerung zu rufen, was als Nächstes zu tun ist: Nämlich laut „Feuer“ schreien und so andere auf diese Gefahrensituation aufmerksam zu machen.
Ein weiter Fehler ist, beim Erkennen eines Entstehungsbrandes sofort zum nächsten Feuerlöscher zu laufen, ohne laut „Feuer“ zu schreien, weil man der Held des Tages sein will, der das Feuer gelöscht hat. Hier kann es in der Aufregung passieren, dass man nicht gleich den nächstgelegenen Feuerlöscher findet oder vielleicht sogar am Weg zu diesem stolpert und so wertvolle Zeit vergeht, ohne dass andere Personen von dieser Gefahrensituation etwas wissen. Daher sollte man versuchen, einen derartigen Fehler zu vermeiden, und lieber zuerst laut „Feuer“ schreien und danach erst die nächsten Schritte setzen.

Zum Autor:

Ivo Lagler ist Facility Manager, Brandschutzbeauftragter, externe Sicherheitsfachkraft und geprüfter Datenschutzexperte sowie Inhaber der Firma FSS Consulting.

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