07.10.2020 | Öffentliche Verwaltung | ID: 1075191

Globale Recyclingwirtschaft und zukünftige Auswirkungen auf Gemeinden

Peter Hodecek

Im Jahr 2018 hat die Volksrepublik China beschlossen, Importe von bestimmten Abfällen einzuschränken bzw. komplett zu unterbinden. Diese Maßnahmen haben seither dramatische Auswirkungen auf die globalen Abfallströme.

Einleitung

Im Jahr 2018 hat die Volksrepublik China beschlossen, Importe von bestimmten Ab-fällen einzuschränken bzw komplett zu unterbinden. Diese Maßnahmen haben seither dramatische Auswirkungen auf jene globalen Abfallströme, welche seit Jahrzehnten auf gewohnten Exportschienen dem stofflichen Recycling zugeführt werden. Dies hat große Rückwirkungen auf die etablierte europäische Sekundärrohstoffwirtschaft.

Recycling – Ja, aber wo?

Seit mehreren Jahrzehnten werden die „klassischen“ Sekundärrohstoffe – das sind Metalle sowie Papier/Pappe/Kartonagen und seit jüngerer Zeit auch Kunststoffe – international gehandelt. Ursprünglich haben Industrienationen für entsprechende Nachfrage nach diesen Sekundärrohstoffen gesorgt.

Diese Nachfragemärkte haben sich im Laufe von nur wenigen Jahren in andere Weltregionen verlagert: Wachstumsstarke Regionen wie zB Asien-Pazifik haben den Wert dieser Sekundärrohstoffe erkannt und deren Absatz durch gestiegene Nachfragen erheblich gestärkt.

Damit einhergehend ist die Qualität dieser Sekundärmaterialien im Laufe der Zeit jedoch deutlich gesunken. Mit anderen Worten: Qualitativ gute Sekundärrohstoffe verblieben bzw verbleiben in den Industrienationen, schlechte oder verunreinigte Materialien wurden - bzw werden teilweise immer noch – in Schwellenländer exportiert.

Im Laufe dieser Entwicklungen ist die Volksrepublik China zum weltweit größten Importeur von Sekundärrohstoffen aufgestiegen; größte Lieferanten waren bis vor kurzem die USA und die Europäische Union.

Folgen von Importverboten für bestimmte Abfälle

Aufgrund der sich zunehmend verschlechternden Materialqualitäten hat China ab Juli 2017 Importverbote für bestimmte Abfallarten – darunter insbesondere Metallschrotte, Altkunststoffe sowie Alt-Papier/-Pappe/-Karton – verhängt. Dies hat weitreichende Folgen:

  • Im Segment Metallschrotte ist – noch - eine ausgewogene globale Verteilung der europäischen Schrottmengen festzustellen. Größter Abnehmer ist derzeit die Türkei. Aber auch hier besteht ein Risiko aufgrund der gegenwärtigen politisch bedingten instabilen Wirtschaftsposition der Türkei.
  • Im Segment Altpapier/-pappe/-karton waren und sind seit vielen Jahren Exporte nach Asien von essenzieller Bedeutung. Rund 10 Mio t der in Europa insgesamt gesammelten Altpapiermenge benötigen mangels ausreichender Produktionskapazitäten Absatzmärkte außerhalb der EU. Diese Mengen wurden bisher überwiegend nach China exportiert. Durch die Importrestriktionen von China sind diese Exportströme zum Erliegen gekommen. Altpapier in hervorragender Qualität muss mittlerweile innerhalb der EU verbrannt oder sogar deponiert (z.B. in GB) werden.
  • Besonders verschärft hat sich die Situation im Segment Altkunststoffe: Sensibilisiert durch „Plastik-Müllteppiche“ in den Weltmeeren sind nahezu keine Exporte dieser Materialfraktion nach Südost-Asien mehr möglich. Im Gegenzug sind die Läger in den USA und in Europa voll ausgelastet und es mangelt an ausreichenden Kapazitäten alternativer Recyclinglösungen. Verschärfend kommt hinzu, dass in der EU eine rechtsverbindliche Anhebung der Kunststoffverwertungsquote auf 50 % bis zum Jahr 2025 (derzeit: 23 %) verankert wurde. Mit anderen Worten: Es werden mittelfristig noch mehr Altkunststoffmengen nach einer Recyclingmöglichkeit suchen, die derzeit aber (noch) nicht existieren.

Fazit

Mit großer Wahrscheinlichkeit werden in Zukunft für manche Sekundärrohstoffe Entsorgungskosten entrichtet werden müssen und keine Verwertungserlöse mehr zu erzielen sein. In weiterer Folge droht ein Rückgang der Sammelmengen bei be-stimmten Kommoditäten infolge nicht mehr attraktiver Marktpreise.

Dies könnte kurz- bis mittelfristig wirtschaftlich negative Auswirkungen auf die kom-munale Finanzwirtschaft bedingen.

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